Es fängt harmlos an. Man braucht „nur schnell“ eine neue Jacke. Oder ein Kabel. Oder ein Ladegerät für das Ladegerät. Dann ploppt irgendwo ein Angebot auf, die Lieferung dauert nur einen Tag – und zack: noch etwas im Warenkorb, das nicht geplant war.
Willkommen im Zeitalter des Konsumismus.
Dem Lebensstil, bei dem Kaufen längst nicht mehr Mittel zum Zweck ist – sondern zum Selbstzweck geworden ist.
Konsum ist nicht neu – aber Konsumismus ist etwas anderes
Dass Menschen Dinge brauchen und besitzen wollen, ist normal.
Aber Konsumismus geht weiter:
Er ist das System, das uns einredet, dass Kaufen gleich Glück ist.
Dass Besitzen gleich Identität ist.
Und dass man nicht komplett ist, wenn man nicht das neue Ding hat, das alle haben.
Früher waren Dinge nützlich. Heute sollen sie zeigen, dass wir dazugehören. Dass wir up to date sind.
Dass wir es uns leisten können, „Minimalismus“ zu leben – mit Möbeln, die aussehen wie Pinterest-Pins und 400-Euro-Vasen aus Naturton.
Wir kaufen mehr – und brauchen weniger
Wenn Konsumismus eine Playlist wäre, sähe sie so aus:
- Einwegkopfhörer für den Urlaub
- Die dritte Wasserflasche aus Glas, weil sie schöner aussieht
- Yogamatte, die unbenutzt bleibt
- Online-Bestellung aus Langeweile
- Das gute Messer, obwohl man Tiefkühlpizza isst
Es geht längst nicht mehr um „haben“. Es geht ums Habenwollen.
Warum kaufen wir Dinge, die wir nicht brauchen?
Weil es schnell geht.
Weil es Dopamin auslöst.
Weil es uns für einen Moment das Gefühl gibt, Kontrolle zu haben.
Weil die Werbung uns flüstert, dass wir schöner, besser, begehrter sind, wenn wir nur die richtige Creme, die richtige Jeans oder das richtige Abo besitzen.
Aber das Problem ist: Glück, das man kaufen kann, hält ungefähr so lang wie eine Lieferung mit Prime.
Was tun gegen den Konsumstrudel?
Hier ein paar Gedankenanstöße – keine Regeln, keine Moralkeule, nur Vorschläge:
1. Stell dir die Frage: Brauche ich das – oder will ich nur kurz was fühlen?
Manchmal reicht das schon, um nicht zu klicken.
2. Reparieren statt ersetzen.
Vintage ist nicht nur ein Stil. Es ist auch eine Haltung. Dinge zu ehren, die alt sind, ist ein stiller Widerstand gegen „alles muss neu“.
3. Leihen, tauschen, teilen.
Klingt nach Kindheit? Vielleicht war das gar nicht so schlecht.
4. Nicht alles muss schön sein – vieles darf einfach funktionieren.
Form folgt Funktion. Und nicht dem Algorithmus.
5. Kauf Erlebnisse, keine Dinge.
Ein Gespräch, ein Konzert, ein langweiliger Nachmittag mit echten Menschen bringt oft mehr als das 8. Paar Sneaker.
Fazit: Konsum ist okay. Konsumismus ist ein Gefängnis mit automatischer Türöffnung.
Wir dürfen Dinge mögen. Wir dürfen uns etwas gönnen. Aber wir sollten uns öfter fragen:
Kaufe ich das – oder werde ich gerade gekauft?
Vielleicht braucht es manchmal nur ein bisschen Mut, sich dem Kaufreflex zu entziehen.
Oder einen kleinen Sprung zurück in eine Zeit, in der man noch Kassetten getauscht hat und nicht ständig gefragt wurde, ob man ein „Abo für mehr Speicherplatz“ abschließen will.